Verschiedenartig zusammengesetzt ist der geologische Unterbau Fürstenaus. Grauer, grobkörnig-schuppiger Gneis bildet den östlichen Talhang und geht in einem Bogen, der von der Klengelkuppe über die Zeidelweide und über Gottgetreu nach dem Fürstenauer Oberdorf reicht, in den ungepflaserten granitähnlichen Gneis und in Rotgneisausbildungen über. Von der „Heide“ bis unterhalb der Kirche bezeichnet die Mittelachse des Ortes, der Dorfbach, die Grenze gegen den Granitporphyr; wahrscheinlich hat sich das Gewässer an dieser etwas zermürbten Linie leichter eingraben können. Weiter abwärts wechseln am Westhang Roter Gneis und Granitporphyr, bis schließlich am Dorfende der Graue Gneis beiderseits wieder die Oberhand gewinnt. Ganz am Südende des Dorfes verläuft ein Gang von Quarzporphyr, der in einem kleinen Steinbruch westlich der Straße aufgeschlossen ist. Alle übrigen Gesteine sind kaum anders als in Lesesteinen aufzufinden. Die Rumpffläche der Erzgebirgsscholle überzieht die Gesteinsgrenzen völlig. Holozäne Schotter, überdeckt von Lehm, liegen auf der schmalen Sohle des Tales. Den Moor- und Torfbildungen des Holozäns im südlichen Teil der Gemeinde gilt eine Sonderbetrachtung.
Der wachsenden Höhe über dem Meere entsprechend, sinkt die durchschnittliche Luftwärme mit 5,2 ° im Mittel des Jahres und 12 ° im Mai-Juniabschnitt etwas tiefer als in Löwenhain und Fürstenwalde, bleibt aber höher als in Zinnwald.
Die Niederschläge, 1000 mm im Jahr, 305 mm im Mai/Juni, übertreffen die von Löwenhain und Fürstenwalde, liegen aber noch unter denen von Geising, Zinnwald und Rehefeld. BRANDNER sagt 1845 in Bezug auf das Klima Fürstenaus, vielleicht auf Grund älterer, nicht mehr nachprüfbarer Überlieferungen, dass in dem von dichten, hundertjährigen Wäldern umgebenen Ort in früherer Zeit und bis in das 17. Jahrhundert „rauhe Winde und eisige Nebel beinahe heimisch“ gewesen seien. Es ist glaubhaft, dass infolge der Lichtung der Wälder das Lokalklima milder geworden ist (NEFF 1960).
Botanisches Interesse wecken die Steinrücken, wenn sie auch im Gneisgebiet weniger häufig als in dem des Granitporphyrs vorkommen; denn der Gneis verwittert auf dem Feld relativ leicht, der Porphyr nur schwer, da er mit seinen scharfkantigen, glatten Flächen der Zersetzung geringe Angriffspunkte bietet. In den moorigen Wiesen nach Löwenhain zu werden die Steinwälle von Kriechweiden (Salix repens) und wenigen anderen Hölzern besetzt. Nach der Höhe zu machen sich die auslesenden Faktoren, wie heftige Winde, stärkere Niederschläge, niedrige Wintertemperatur, immer auffallender bemerkbar, so dass die Zahl der Holzarten auf den Steinrücken abnimmt und zuletzt fast nur die Eberesche, Traubenholunder (Sambucus racemosa), Sal- und Ohrweide (Salix caprea und aurita) aufwarten kann. Eine mächtige, doppelstämmige Buche, deren Äste sich im Kampf mit dem Wetter gewunden und ineinandergeschlungen haben, steht auf dem westlichen Feldhang des Niederdorfes.
Von Nordwesten her, etwa von der großen Buche aus, sieht man den Hauptteil des Dorfes in gleichmäßiger Erstreckung in einer Senke der Rumpffläche sich hinaufziehen; unter hohen Laubbäumen schauen weiße Gehöftmauern und dunkle Dächer heraus, der spitze Kirchturm ragt nur wenig darüber. Man bemerkt von dort aus nicht, dass sich das Dorf jenseits der Wasserscheide wieder hinabsenkt; das 3 Km lange Fürstenau steigt als „Niederdorf“ von 680 bis zu 740 m ü.d.M. in die Höhe und dann als „Oberdorf“bis zur Müglitzbrücke wieder auf 696 m hinunter.
Die höchsten Erhebungen der Gemeindeflur, die Getreide und Hackfrüchte tragen, liegen im Westen zwischen 675 und 806 m, im Osten um 720 bis zu 751 m hoch. Von da aus setzt sich die Kammfläche nach Süden zu außerordentlich einförmig noch ungefähr 3 Km fort. In der feuchtigkeitsgesättigten Umgebung des Fürstenauer Moores, in 730 m Höhe, entwickelt sich der Dorfbach und fließt mit ansehnlichem Gefälle (innerhalb des Dorfes 1: 25, dann verstärkt auf 1:23,5) dem Löwenhainer Bach zu. Er hat sich in zwei ältere Talböden eingegraben, deren Restterrassen schon oberhalb der Kirche kenntlich werden und im Niederdorf als Hochterrasse über einer niederen bis etwa 10 m über dem Talboden liegen. Etwa 1 Km südlich vom Ursprung des nordwärts gerichteten Baches entspringt jenseits der Wasserscheide ein Gewässer, das sich mit geringerem Gefälle zur oberen Müglitz wendet.
Auf der Dorfstraße setzen die Hufenstreifen der alten Vermessung ziemlich rechtwinklig nach beiden Seiten an und biegen am rechten Talhang stärker nach Südosten um, wohl abgelenkt durch den früher grundherrlichen Wald am Müglitzhang. Lange Steinrücken und auch runde Steinhorste sind im Nordosten und im Südwesten der Gemarktung noch häufig. Das Flurkroki lässt erkennen, dass fast auf jeder Hufe ein kleines Stück Bauernwald stehen gelassen wurde.
Das zweireihig ausgebildete Waldhufendorf wird auf der Höhe ein Stück einreihig, weil von Osten her das Moor bis fast an die Dorfstraße heranreicht. Die Gehöfte des Niederdorfes haben ausnahmslos die Talterrassen aufgesucht, wenige Häusler fanden später Platz an der Straße. Die das Gesamtbild des Ortes mitbestimmenden hohen Bäumen erweisen sich als Eschen, Ahorne und Linden, die den Einzelhöfen Schmuck und Schutz geben. Obstbäume hat nur das tiefer liegende Niederdorf.
Das bauliche Bild Fürstenaus bringt den Charakter des Gebirgsdorfes deutlicher noch als die niedriger gelegenen Nachbarorte zum Ausdruck und ist dem noch höher liegenden Zinnwald ähnlich. Zwar nicht mehr vorherrschend in der Zahl, aber immer noch typisch ist das Erdgeschosshaus mit starken Bruchsteinmauern, durch die kleine Fenster schauen, mit schindelbeschlagenem Giebel, mit dickem Strohdach und schließlich mit den hölzernen Vierheisel“, dem Vorhäuschen vor der Eingangstür. Das alte Fürstenauer Haus ist ausgesprochen klimabedingt und ist es auch geblieben, wenn es, wie in den meisten Fällen, in jüngerer Zeit aufgestockt worden ist; denn das Obergeschoss wurde zumeist mit Brettern oder Schindeln verkleidet. Auch jetzt überwiegende Schiefer- und Kunststeinbedeckung weiß dem Klima Rechnung zu tragen.
Treten wir in ein älteres Haus ein: Bis 80 cm stark sind die Außenmauern, etwa 50 cm noch die im Inneren des Erdgeschosses. Der große Kachelofen ist weit in die Wohn- und Kochstube hineingerückt, damit er seine Wärme allseitig verbreitet. Der Backofen füllt den Raum von ihm aus nach der einen Wand, nach der anderen zu, in der „Hölle“, sind Stangen an der Decke befestigt zum Trocknen von kleiner Wäsche und durchnässten Kleidungsstücken. Es finden sich auch noch fest auf dem Mauersockel angebrachte Bänke.
Der Schindelbeschlag der Giebel zeigt vielfach einfachste Volkskunst. Durch die Richtungsänderung von Fischgrätmustern oder durch Einfügen längerer und unten abgerundeter oder zugespitzter Schindelhölzer, die Reisiggehänge nachahmen, wird ihm Rhythmus und Abwechslung verliehen. Älter geworden, erscheint er wie ein Mantel aus zottigem Fell. Buntfarbige Streifen um die Fenster und immer erneuerte weiße Tünchung der Wände, hier und da Vorgärtchen, in denen uns Georgien und Astern, Siegwurz und Löwenmaul überraschen, bringen einen freudigen Ton in die Strenge des Hausstiles. Geschnitzte und bemalte Säulchen tragen das Vordach der Häuser Nr. 36 und 38.
Sichtbares Fachwerk ist verhältnismäßig selten. Bei größeren Gebäuden lässt sich eine Tür nach dem Freien in der Giebelspitze öffnen, über der sich ein Balken zum Hinaufziehen und Herablassen von Heu- und Strohbündeln vorstreckt.
Durch einige Besonderheiten zeichnet sich immer noch das Erbrichtergut aus, wenn es auch 1907, in einer Zeit vieler solcher Erneuerungen, massiv ausgebaut worden ist. – Es erfolgte kein massiver Ausbau sondern ein Neuaufbau, da das Gut durch einen Blitzschlag fast vollständig abgebrannt war. --- An der Hausflur- und Stalltür werden Korbbogen von Werkstücken mit gerieften Sockeln, alles aus Sandstein, getragen. Ein hervortretender Stein mit Rundzacken, den Buchstaben IGG und der Jahreszahl 1793 schließt das Haustürgewände oben ab. Bei einem Nebengebäude leitet eine Steintreppe zum Wasserloch in dem alten, tonnenförmig überwölbten Keller, wo das Wasser im Sommer kühl, im Winter vor dem Einfrieren geschützt bleibt.
Die Kirche mit ihrem bis in die weitere Umgebung sichtbaren spitzen Turm steht, wie die westliche Gehöftreihe, in der sie ihren Platz hat, auf einer Hangstufe. Die Kirche zu Fürstenau wurde vor der Reformation vom Kath. Pfarramt Graupen seelsorgerlich betreut.
1614 – 1728 war Vorderzinnwald nach Fürstenau eingepfarrt. Die abgebrochene, bescheidene, vielleicht aus dem 14. Jahrhundert stammende alte Kirche führte den Namen „Zur unbefleckten Empfängnis Mariae“, wurde 1442( auch die Jahreszahl 1473 tritt hier auf) „mit einer Glocke beehrt“ und erhielt ein Altarwerk des ausgehenden 15. Jahrhunderts, das aber nach STECHE (1882) weder in den Gemälden noch in den geschnitzten Figuren künstlerischen Wert beanspruchen konnte. In den Scheitel des Altars war ein kleines Relief „von nicht ganz schlechter Bildhauerarbeit und reichlicher Vergoldung“ eingefügt, das den Besuch der Maria bei Elisabeth vorführte.
Die Kirche zu Fürstenau, welche bis 1884 bestanden hat, ist eine der ältesten der ganzen Gegend gewesen. Sie glich in der Bauart ganz den jetzt noch bestehenden Kirchen von Fürstenwalde und Dittersdorf. Das Oberteil war mit Holz verkleidet. Der Turm war als Dachreiter dem mit Schindeln gedeckten Dache aufgesetzt. Wegen Baufälligkeit wurde der alte Bau leider abgetragen.. Bei den Frommen jenseits der Grenze galt es als wundertätig und nach KLENGELS „Sagenbuch des östlichen Erzgebirges“ war es mit einem ganzen Kranz legendenhafter Sagen umrankt. Noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts zogen alljährlich Prozessionen aus den nahen böhmischen Orten zur alten Fürstenauer Kirche, die dadurch geradezu zum katholischen Wallfahrtsort auf protestantischen Boden wurde. So kam es, dass am Feste Mariä Himmelfahrt jährlich bis 1883 Wallfahrten nach Fürstenau stattfanden, zu deren Teilnehmern sogar Gläubige bis aus der Lausitz zählten.
Der Legende nach wurde das Bild zweimal gestohlen, doch es auf unerklärliche Weise jedes mal von selbst wieder heim an seinen Platz. 1602 wurde der Holzturm der Kirsche vollständig erneuert.
Im 30-jährigen Krieg wurden sehr viele Gebäude von Fürstenau durch Brandschatzungen zerstört. Hier zu erwähnen ist besonders die Zeit vom 23.Oktober 1632 bis zum 27.Mai 1633. In dieser Zeit befanden sich keinerlei Bürger im Ort, da alle vor dem Kriegstreibern geflohen waren. In dieser Zeit wurden auch keinerlei Gottesdienste in der Kirche abgehalten.* 1652 wurde der Teil des Holzturmes über den Glocken vollständig erneuert.1652 wurde der Teil des Holzturmes über den Glocken vollständig erneuert. Im August 1713 wurde der baufällig gewordene Turm unter Pastor M. Samuel Naumann erneuert. 1724 brannte das über der Kirche stehende 3. Gut auf unerklärliche Weise ab. Brandstiftung schloss man nicht aus. 1755 wurde der Teil des Holzturmes über den Glocken abermals vollständig erneuert. 1813 erlitt die kleine Grenzgemeinde wiederum sehr starke Verwüstungen infolge von Kriegswirren. Am 26.Mai 1884 begann der teilweise Abbruch der alten Kirche. Dabei wurde festgestellt, dass ein völliger Neubau unumgänglich ist. Daraufhin wurde am 13. April 1885 der vollständige Abbruch fortgesetzt, da sich auch eine Beschaffung der nötigen Mittel als sehr schwierig herausstellte. Am 15. Sonntage nach Trinitatis 1885 wurde in ganz Sachsen, durch ein Rundschreiben eine Kollekte für den Neubau der Fürstenauer Kirche gesammelt, da der Kostenanschlag von 32000 Mark sich um ein wesentliches erhöhte und somit der Innenausbau nicht mehr finanziert werden konnte, so mal die Rücklagen der armen Gemeinde 1813 aufgebraucht wurden.
Nach eingehender Beratung der Bauleitung ließ sich die Unzweckmäßigkeit des alten Dachreiters erkennen und es wurde beschlossen, den neuen Turm über dem Eingang zum Gotteshause zu errichten. Am 6.Mai 1885, als bereits ein Teil der Mauern der Kirche fertiggestellt war, erfolgte die Grundsteinlegung des neuen Turmes. Am 20. Juni 1885 wurde das Gotteshaus und am 6.August der neue Turm gehoben. Diese Baumaßnahmen erfolgten unter der Leitung von Architekt Schramm, Dresden, und Baumeister Scheinert, Liebstadt. Als Pastor trat zu dieser Zeit Herr Winfried Lindner auf. Als die Kirche abgebrochen wurde, schenkte man das Gnadenbild der böhmischen Gemeinde Vorderzinnwald für ihre neue Kapelle. Er konnte später in der Kirche in Böhmisch-Zinnwald (Cinovec) Aufstellung finden. Die Kirche ist groß und stattlich, aber in einem Gemisch neuromanischen und neugotischen Stils, jedoch nicht dörflich- erzgebirgisch. Am Südgiebel der Kirche wurde in den Jahren 1956/57 der als Winterkirche zum Christenlehrraum dienende Anbau errichtet. Die Orgel stammt aus der Fa. Eule in Bautzen und wurde von einem Landwirt Knauthe aus Fürstenau gestiftet.
Bis zum 21. August 1912 besaß die Gemeinde ihr jahrhundertealtes wertvolles Geläut: große Glocke: Maria-anno MCCCCXXIII/ mittlere Glocke: 1602 – unter einem Kruzifixus den Namen des Stifters Günther von Bienaw auf Lauenstein und Schinstein – diese Glocke ist von mir Matthäus Niesel, Glockengießer zu Raudnicz an der Elbe gegossen worden – Valentin Trage die Zeit Pfarrer – Martin Ercht die Zeit Kirchvater / kleine Glocke: anno 1793 goss mich August Siegismund Weinhold Dresden.
Da die kleine Glocke gesprungen war, und da man die anderen beiden Glocken keine lange Lebensdauer mehr zu schrieb, beschloss man, dass Geläut zu erneuern. Die neuen Glocken wurden den 25. August 1912 geweiht. Von den drei neuen Glocken ließ der unselige 1. Weltkrieg (zwei Glocken wurden wegen Kriegsabgabezwang 1917 auf unserem Kirchturm zerschlagen und die Bronze abtransportiert) nur die mittlere übrig, welche nach Wermsdorf nach Leipzig verkauft wurde.
Die jetzige Stahlglocke goss der Bochumer Verein für Bergbau in Bochum.Pfingsten 1924 wurde das neue Geläut geweiht Wegen der Inflationszeit und der Besetzung des Rheinlandes hatte sich alles verzögert. Da der größte Teil des Glockenfonds der Geldwertung zum Opfer fiel, stiftete das Fehlende der aus Fürstenau stammende Getreidehändler Karl Dietrich in Lauenstein. Die jetzigen Stahlglocken klingen in fis-a-c. Die Glocken tragen folgende Inschriften: Die große Glocke: seit fröhlich in Hoffnung-gestiftet von Karl Dietrich und Söhne in Fürstenau. Die mittlere Glocke: Geduldig in Trübsal. Die kleine Glocke: Haltet an am Gebet. Mögen diese drei Glocken immer unsere Gemeinde mahnend mit diesen Worten grüßen.
Der Taufstein stammt aus der alten Kirche. Die zinnerne Taufschale ist das älteste und schönste Stück in der Fürstenauer Kirche.
In den Jahren 1966/67 wurden Turm und Kirche verputzt. Auch wurde der Turm neu mit Aluminiumblech eingedeckt und der gesamte Dachstuhl des Turmes wurde durch Einbau einer Stahlkonstruktion gesichert. Ebenfalls wurde der Glockenstuhl neu auf Eisenträgern gelagert, da die alten Holzbalken durch die jahrzehntelang eingedrungene Nässe überaus schadhaft waren.
Der Innenraum der Kirche wurde ebenfalls renoviert.
Das so auf dem Kirchturm verlegte Aluminiumblech wurde schnell schadhaft. Nach den Märzstürmen 1970 traten die Schadstellen zu Tage – und dies an allen vier Turmseiten. Sofort wurden Rettungsmaßnahmen für den Kirchturm eingeleitet. Doch erwies sich alles noch schwieriger als es aussah. Eine Bilanzierung im Rahmen der Werterhaltungsarbeiten am Kirchturm durch den Rat des Kreises Dippoldiswalde war leider nicht möglich.
So wurde Eigeninitiative ergriffen.
1974 wurde auf dem Friedhof zur Freude und zum Nutzen aller, eine neue Wasserleitung verlegt.
Im Frühjahr 1975 wurde in anhaltender anstrengender Feierabendarbeit der Mitglieder der kleinen Kirchgemeinde (alle Arbeiten wurden selbst ausführt, abgesehen von der Mithilfe einer Gerüstbau- und Klemptnerbrigade)der Turm repariert. So wurde der Turm zu ¾ neu verschalt (das restliche ¼ schon 1966). Es wurden alle Putzschäden am Turm, der Kirche und innerhalb des Turmes ausgebessert. Der Turm sowie die gesamte Kirche wurde mit einem wetterfesten Anstrich versehen. Die Schallöcher der Glockenstube wurden mit neuen Jalousien versehen und an zwei Stellen wurde die Friedhofsmauer wieder in die alte Facon gebracht. Diese Arbeiten waren zum Kirchweihfest 1975 beendet. Dies geschah durch 100 Helfer in 2123 Arbeitsstunden Die Kirche hat nunmehr einen rechten Abschluß erhalten. Nach langem hin und her wegen des ungeheuer starken Raureifansatzes hat sich der Kirchenvorstand entschieden, die alte plattgedrückte Kugel nicht mehr aufzusetzen. Der Turm hat nunmehr seinen Abschluss gefunden in einem stark vergoldeten Kreuz aus nichtrostendem Edelstahl, welches am 17.Oktober 1975 eingeweiht wurde.
Die Gründung des Ortes erfolgte um die Mitte des 13. Jh. in der ersten Rodungszeit des Erzgebirges, unter der Regierungszeit Heinrichs des Erlauchten, vielleicht geschah es sogar auf Veranlassung dieses Markgrafen.
Die erste Urkunde von 1324 nennt neben Fürstenwalde den Ort „voerstenowe“. 1350 wird der Dorfname „Furstenow“ und 1520 „Fürstenow“ geschrieben und ist in beiden Fällen schon Fürstenau zu lesen. Das Dorf war immer ein Bestandteil der Herrschaft Lauenstein. Ein Jahr nach den Husarenwirren, im Jahre 1542 tritt im Türkensteuerregister neben dem alten Fürstenau ein „Oberdorf“ auf, in dem bereits 16 und ein Jahr später 17 Bauern siedelten. Hauptsächlich zwischen 1529 und 1540 und noch bis 1566 müssen Nachbesiedlungen stattgefunden haben, vielleicht auch angeregt durch die Bedürfnisse des wachsenden Zinnbergbau s der Gegend. Haupterwerbszweig blieb aber nach wie vor die Landwirtschaft. Von 1518 bis 1547 verdoppelte sich die Zahl der in ganz Fürstenau Ansässigen beinahe, sie kam von 30 auf 55 Mann (H. Löschner 1954). Das wird auch behelfsmäßig belegt durch das Ansteigen der Erbzinsen für die Herrschaft von ca. 30 Schock im Jahre 1477 auf ca. 50 Schock im Jahre 1529.Das Dorf wurde 1602 noch in die selbstständigen Gemeinden „Fürstenau“ und „Oberdorf“ geschieden. Noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts teilte man es in die „Obere“ und „Niedere Gemeinde“, ohne dass eine volle Selbstständigkeit anzunehmen ist.
Aus der Dorf- und Fluranlage geht hervor, dass Fürstenau als bäuerliche Siedlung in Form eines Waldhufendorfes angelegt wurde. Die älteren Gebäude bringen den Charakter des Gebirgsdorfes deutlich zum Ausdruck: Erdgeschosshaus mit starken Bruchsteinmauern, kleine Fenster schindelbeschlagene Giebel, Vorhäuschen vor der Eingangstür.
Etwa ein Viertel der Dorfgemarktung umfasste das neue Oberdorf, für das die Hufen nur mit reichlich 19 Acker (ca. 11 ha) vermessen wurden sind, während die im älteren Niederdorf zu 33 Äcker (ca. 19 ha) anzuschlagen sind.
Zu Fürstenau gehörten seit jeher Gottgetreu und Sächs. Müglitz.
Aus der Dorf- und Fluranlage geht schon hervor, dass Fürstenau als bäuerliche Siedlung angelegt worden ist. Sein Ackerland, besonders der Kalk und Kali enthaltende Gneisboden der östlichen Flurhälfte, ist mit 30 % lehmigem Sand das beste unseres engeren Gebietes. Die geringe Gunst des Klimas verringert allerdings den Ackerwert, der nicht über die Zahl 24 hinauskommt. Die gesamte Gemeindeflur umfasst 766 ha, wovon 1959 als landwirtschaftliche Nutzfläche 689 ha angeführt werden; die Gemarkung schließt also nicht viel Wald ein, womit wir einen Hinweis auf die bedenkliche, Wasserkatastrophen begünstigende Entwaldung in dem Kammgebiet erhalten.
Schiffner (1845) glaubt, „früher“, das heißt wohl vor Vollendung der weitgehenden Rodungen, sei das Feld fast gar nicht bebaut worden. Wenn er jedoch ferner sagt, dass noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts alljährlich nur ein sehr geringer Teil der ansehnlichen Flur besät worden sei und man fast alles Brot aus Böhmen bezogen habe, so passt dies nicht recht zu den zuverlässigen Angaben des einheimischen BRANDNER (1845), dass 1652 30 Scheffel Korn und 200 Scheffel Hafer ausgesät worden seien. Im Jahre 1815 wurden nach MOSCH geerntet: 44 Scheffel Korn, 1 Sch. Weizen, 46 Sch. Gerste, 1005 Sch. Hafer, 439 Sch. Erdäpfel. Es ließe sich dieser Widerspruch lediglich mit der Annahme eines umfangreicheren Betriebes der Feldgraswirtschaft zu SCHIFFNERS Zeit erklären. Hafer, Flachs und Erdäpfel geraten nach seinen Angaben wohl, während der Anbau von Weizen, Gerste und Erbsen ohne Nutzen versucht worden sei.
Mittlerweile hat sich der Anbau von Roggen, Sommergerste, Kartoffeln und vom infolge zweckmäßiger Düngung gut gedeihenden Kohlarten, wie Kohlrabi, Kohlrübe und Strunkkraut, als Futter und für die menschliche Ernährung beträchtlich erweitert. Aber der Schwerpunkt der bäuerlichen Produktion liegt, wie schon immer, bei der Viehwirtschaft, die 1959 über 789 Rinder (davon nur 372 Milchkühe, also ansehnliche Zucht) und 285 Schweine verfügte, demnach auf 100 ha Nutzfläche die bedeutende Menge von 114,5 Rindern (54 Milchkühen) neben 43,7 Schweinen hielt. In Bezug auf die Erzeugnisse der Rinderzucht gehört Fürstenau zu den Überschussgebieten; es zeichnet sich die naturgegebene und von der Regierung geförderte Entwicklung auf starke Grünland- und Viehwirtschaft im höheren Gebirge ab. Das Genossenschaftswesen war in Fürstenau schon früh gepflegt worden und hatte zu guten Ergebnissen geführt. 1953 begann man zur landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft des Types I überzugehen (LPG „Glückauf“), und 1960 kam diese Entwicklung für das ganze Dorf zum Abschluss. Unterstützt wird die schwere Arbeit der Gebirgsbauern durch die Maschinen-Traktoren-Station Kreischa und deren Stützpunkt Löwenhain, von wo aus in trockenen Erntezeiten hier schon mit dem Mähdrescher gearbeitet wurde. Von den früheren Betriebsgrößen lagen 10 unter 2 ha, 13 zwischen 2 und 5 ha. 62 Wirtschaften zwischen 5 und 20 ha bedeuten eine für frühere Zeit und für Gebirgsverhältnisse eher unter als über den normalen Grundstücksgrößen liegende Bodenverteilung, in der wir auch die 55 Halbhüfner (daneben 3 Häusler) vom Anfang des 19. Jahrhunderts wiedererkennen.
Die geringen Erträge der Landwirtschaft in alter Zeit und die überall einsetzende Suche nach Erzen gaben Veranlassung, dass Fürstenauer Bauern sich in einem zweiten Beruf dem Bergbau zuwandten, entweder als Häuser vor Ort oder als Erzfuhrleute. Im Niederdorf liegen aus jener Zeit noch Halden in den Dorfwiesen oberhalb des Hofeteiches. Die Gruben an der Kadnerhöhe (s. J 6) beschäftigten wohl ebenfalls hiesige Arbeitskräfte. Viele Fürstenauer Männer – 1651 sollen es alle 38 Ansässigen gewesen sein – fanden ihren Nebenerwerb in Böhmisch- und Sächsisch-Zinnwald, in Graupen oder in Niklasberg.
1840 wird Fürstenau von SCHIFFNER starker Paschhandel zugeschrieben, und tatsächlich befanden sich bis mindestens zum ersten Weltkrieg im Ort einige Niederlagen von Industriewaren (Messern, Feuerzeugen u. ä.), die heimlich nach dem Nachbarlande gebracht oder von dort geholt und gegen Nahrungsmittel (Mehl usw.) getauscht wurden.
In der Gegenwart stellen die in der Landwirtschaft Beschäftigten mit etwa 50 % die stärkste Gruppe der Erwerbstätigen. Die übrigen Männer arbeiten auswärts in der Industrie, vorwiegend als Feinmechaniker, einige sind Handwerker, Dränierer, Angestellte in der Verwaltung, in Genossenschaften und im Kleinhandel. Den Fahrten zu und von den Arbeitsstätten und dem mäßigen Fremdenverkehr dient die Kraftfahrlinie Lauenstein – Fürstenau – Geising – Altenberg – Dippoldiswalde – Dresden. Der Hauptverkehrsweg, eine alte Höhenstraße, verbindet Fürstenau über den Sturzkober mit Geising. Die gleiche Streckenführung meint SCHUMANN in seinem Lexikon, wenn er schreibt: „Durch Fürstenau geht eine Art Straße von Geising über Ebersdorf nach Teplitz.“
An der Mauer der neuen Kirche Fürstenaus steht ein hoher Leichenstein mit folgender außergewöhnlichen, leider sehr verwitterten und nur noch schwer lesbaren Inschrift: „In dieser Grube hält seine Liegestunde bis an den Tag der seeligen Ausfahrt Herr Michael Kadner, 46 Jahr gewesener Gerichtsgeschworene
36 Jahr Knappschaftsältester
wie auch Schichtmeister allhier, und neben seiner sel. Mutter, Frau Esther geb. Knauthin, von welcher er den 13 Juli 1672 allhier geboren. Hat auf der Zeche seines Lebens und Ehestandes den 24. Jan. 1692 zur Schlägelgesellin bekommen Frau Marie geb. Königin, mit welcher er 4 Söhne und 3 Töchter zur Ausbeute von dem Segen Gottes erhalten. Von seiner Lebensarbeit hat er Schicht gemacht den 19. Mai 1737, nachdem er vor diesem Orte angesessen Jahre.“ Auf der Rückseite des Steines wird hinzugefügt: „Vom Elend bin ich ausgefahren ins Huthaus jener Himmelsscharen, wo mit des Heilands teuerm Blut ich in der Taufe eingemuth“(gemutet).
In dieser konsequenten Anwendung der Bergmannssprache auf eine allerdings sehr eigenwillige Lebensbeschreibung drückt sich der Berufsstolz des Bergmannsstandes aus. In dem Verständnis christlichen Glaubenslebens unter dem Abbild der bergmännischen Berufswelt finden wir eine Auswirkung der von Johannes MATHESIUS in Predigten für Bergleute gebrauchten und in seiner Predigtsammlung „Sarepta oder Bergpostill“ (1562) niedergelegten Stilform der Bergbauallegorie. Zweieinhalb Jahrhunderte hindurch an allen Kirchen mit einer bergmännischen Gemeinde ausgeübt, starrer und schematischer geworden, erschien sie GOETHE, als er am 10 Juli 1813 unfreiwillig die Quartalspredigt für die Bergleute in Altenberg anhörte, als ein Predigen „in hergebrachten bergmännischen Phrasen“. Dabei ist anzunehmen, dass der Dichter die Bezeichnung für Redewendungen nicht in abwertendem Sinne gebrauchte.
An Flurnamen gibt es außer einigen schon genannten die „Heide“ mit dem „Heidegraben“, den „Hofeteich“ und die „Hofwiesen“. Die „Laasräume“ waren waren von der Grundherrschaft „überlassene“, verpachtete Felder; das „Lagerbüschchen“ östlich der Klengelkuppe wird als Truppenlagerplatz in einem Krieg gedeutet, ohne dass man einen bestimmten Zusammenhang kennt, „Pfarrhöhe“, „Schulfeld“ und „Schulwiese“ erinnern an einst zur Besoldung des Pfarrers und des Lehrers gehörige Parzellen. Weiter sind bekannt zwei „Kalköfen“ oder „Schneller“, ein Anteil am „Sturzkober“und die „Wachsteinrücke“, die man bei OBERREIT als sehr langen, nordsüdlich gerichteten Steinrücken nördlich des Heidegrabens bei Höhe 751 eingezeichnet findet.
Der Gemeinschaftssinn der Dörfler drückt sich darin aus, dass man im weniger arbeitsreichen Winter noch „zu Rocken geht“. Die Frauen spinnen aber nicht mehr, sondern versammeln sich reihum zum Federnschleißen und bewirten sich gegenseitig mit Kaffee und Kuchen. Kurz sei darauf hingewiesen, dass im Oberdorfe noch jetzt von der Sprechweise des übrigen Ortes abweichende Mundformen zu beobachten sind.
Das Fürstenauer Moor hat den Namen Heide gewiss wegen seines lockeren, dürftigen Baum- und Strauchbestandes erhalten. Dieses Hangmoor senkt sich von der fast ebenen Wasserscheide im oberen Teil Fürstenaus ganz allmählich und in kaum merklicher Eintiefung von 735 auf 725 m Meereshöhe nach Südosten. Nach den Abgrenzungen der geologischen Karte beträgt seine Länge 500 m, seine Breite im Mittel – es verbreitert sich nach unten – 200 m, sein Flächeninhalt ungefähr 10 ha. Im Nordosten liegt in geringer Entfernung am Hange ein weiter elliptischer Moorfleck mit einer Längsachse von etwa 200 m und einer Querachse von 100 m, also einer Fläche von ungefähr 1,5 ha.
Ein nach Osten gerichteter Zipfel des Hauptmoores entlässt den im südlichen Teil zusammengeflossenen Heidegraben, auch Heidewasser genannt, der mit zunehmendem Gefälle, durch Wiesen und an kleinen Waldstücken vorüber, der Müglitz zufließt. Ein nach Süden gerichteter Moorausläufer schickt sein Wasser zu dem Bächlein des Oberdorfes.
An niedrigen Stichwänden tritt mittelbrauner Torf zu Tage, der viele faserige und breit gedrückte Holzreste entfällt. Wurzeln und Äste ragen aus einer Stubbenschicht heraus. Die eigentlichen moorbildenden Pflanzengesellschaften sind nicht mehr lebenskräftig, es entsteht kein neuer Torf mehr, das Hochmoor als solches ist tot. Die Ursachen des Absterbens sind in starkem Maße af die austrocknenden Winde, in der Hauptsache aber auf die Eingriffe des Menschens zurückzuführen. Am Moor haben eine Anzahl Bauern Grundstücksanteile. Meist einzeln, aber auch genossenschaftlich stachen sie Torf. Möglicherweise hat dies schon im 16. Jahrhundert eingesetzt, als Holzmangel gerade in den osterzgebirgischen Wäldern die Aufmerksamkeit des Kurfürsten August auf den Torf als Heizmittel für Schmelzhütten und Hammerwerke lenkte. Dazu war der Torf nun aber gänzlich ungeeignet – aber für den Hausbrand begann damals seine Verwendung. Auch in späterer Zeit benutzte man die Torfziegel nur in den eigenen Öfen und lieferte Torfmull an Gärtnereien und ähnliche Betriebe. Das Technische Büro Bergbau und Brennstoffindustrie, Abteilung Torf, gibt die zum Abbau geeignete Fläche mit 5 ha, die Mächtigkeit der abbauwürdigen Schicht mit 4 m an. Aber die Torfstecherei ruht gegenwärtig als wenig lohnend vollständig.
Ist nach Lage, Anordnung und wirtschaftlichen Verhältnissen eine typische Spätsiedlung. Es wurde nach neuen Forschungsergebnissen von Helmut PETZOLD und Kurt DIETRICH etwa zwischen 1729 und 1732 durch 11 aus dem benachbarten Vorderzinnwald in Böhmen vertriebene evangelische Familien (Exulanten aus Böhmen) gegründet; der Name des Ortes bewahrt die Erinnerung an ihre Glaubensfestigkeit. Der damalige Grundherr, Rudolf von Bünau auf Lauenstein, hatte die Ansiedlung genehmigt und Bauholz zur Verfügung gestellt.
Die auffällige, nicht durch die Bodengestalt des gleichmäßigen Abhanges nach der Müglitz bedingte, rechtwinklige Form der Siedlung geht auf ursprüngliche Besitzverhältnisse zurück, die man bei der Ortsgründung zur respektieren hatte. Die obere Reihe ist genau die Fortsetzung einer Hufe des Fürstenauer Niederdorfes, liegt aber schon auf Rittergutsflur und wurde jedenfalls zuerst gebaut. Die Untere setzte man später an dem schon bestehenden Kirchweg nach Fürstenwalde an.
Im oberen Flügel der Siedlung herrschen Erdgeschosshäuser vor, die entweder mit Stroh oder mit Schindeln oder mit Schiefer gedeckt sind. Die Gebäude des unteren Flügels sind zweigeschossig. Gegenwärtig entsteht eine kleine Gruppe von Einfamilienhäusern in neuem erzgebirgischem Stil ein wenig hang abwärts. Die meisten älteren Häuser sind Einheitshäuser, die in sich die Wohnung und die wichtigsten Wirtschaftsräume vereinigen; wenige haben eine besondere Scheune. Der jetzt das Ortsbild beherrschende hölzerne Turm ist im vermeintlichen Jubiläumsjahr 1927 errichtet und mit einer Glocke aus der alten Fürstenauer Kirche versehen worden.
Die geschützte Lage des Ortes lässt sogar Apfel-, Kirsch- und Pflaumenbäume wachsen, deren Früchte allerdings nicht immer ausreifen. Der jeweils anliegende und ursprüngliche Grundbesitz, nur ein Grasgarten, ist so gering, dass die Bewohner außer mäßigem Erbzins lange keine Steuer zu zahlen brauchten. Nicht einmal zum Betrieb einer Kleinstwirtschaft für den eigenen Bedarf reichte der Eigenbesitz, vielmehr pachteten die Häusler etwas größere, nahe liegende „Laasstücke“ oder „Löser“ vom Grundherrn und kauften auch Felder. Nur einzelne Anwesen vergrößerten sich bis zum vollen Bauerngut. Neben den in der Landwirtschaft tätigen Bewohnern sind und waren andere im Bergbau, im Steinbruch, bei der Waldarbeit oder in verschiedenen Handwerken beschäftigt.
Der Name Gottgetreu hat sich bis heute erhalten, eine Ausnahme gab es nur kurz nach der Wende 1990, als ein Schild auf „Gottesgetreu" hinwies. Aber das blieb eine Episode. Die Geschichte Gottgetreus ist kein Einzelfall. Zahlreiche so genannte Exulantensiedlungen entstanden vorwiegend im 17.Jahrhundert. Eine Hugenottensiedlung bei Kassel trägt ebenfalls den Namen Gottgetreu.
Und seit Mitte der 1990er Jahre haben Müglitz und Gottgetreu gemeinsame Ortsschilder, auf denen die Orte einfach nach dem Alphabet als „Gottgetreu - Müglitz" zusammengefasst sind.
Müglitz ist ein sehr alter Ort, der früher slawisch besiedelt war. Der ursprüngliche Name bedeutet Mühlensiedlung. Daraus hat sich dann im Deutschen der Name Müglitz entwickelt, der gleich dem ganzen Fluss seinen Namen gab.
Die kleine Ansiedlung Müglitz besteht nur aus zwei stattlichen ehemaligen Mühlengehöften und einigen kleinen Anwesen in loser Reihe. Die neuen Einzelhäuser von Gottgetreu stellen die Verbindung zwischen beiden benachbarten Orten her. Die bisherige Meinung, dass auch diese Siedlung insgesamt von protestantischen Emigranten „gegründet“ worden sei, muss nach den jüngsten Nachforschungen durch Helmut PETZOLD, Kurt und Arno DIETRICH in Gerichts- und Flurbüchern aufgegeben werden. Vielmehr ist als erste bäuerliche Wirtschaft die am weitesten flussaufwärts Gelegene schon 1683 erbaut worden, die eine Mühle folgte 1685, die andere 1699. Eine Zuwanderung von Protestanten aus dem Nachbarlande in den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts ist trotzdem nicht unwahrscheinlich. Heute sind die Bewohner Bergarbeiter, Waldarbeiter, Mechaniker und treiben Landwirtschaft. Die Grundstücke links der Müglitz gehören zur Gemeinde Fürstenau, die wenigen rechts des Flusses zu Fürstenwalde.
Früher war der sächsische Teil von Müglitz nur der kleinere Teil des Ortes. Zwei Drittel machte Böhmisch Müglitz aus, dort standen 18 Häuser. Darin wohnten wohlhabendere Bauern als im deutschen Teil des Ortes. Sie hatten schon früh keine Strohdächer mehr. Vom Grenzübergang bis zum Mückentürmchen standen neun Gaststätten, die auch von Touristen lebten. In den 1950er Jahren wurde diese Siedlung mit Panzern dem Erdboden gleichgemacht. Ältere Müglitzer können sich noch daran erinnern. Sie haben als Junge das Geschehen jenseits der Grenze beobachtet. Besonderen Widerstand leistete dabei das Zollhaus, das in den 1930er Jahren mit bombenfestem Beton gebaut worden war. Erst nach einem Brand war dieser so mürbe, dass er nachgab.
Auch Sörnitz und Sernitz, ist der Name für einen Bach, der den nördlichen Teil der „Schwarzen (=moorigen) Wiesen“ mit seinem Mittellauf durchfließt. Der Name Sörnitz ist von slaw. Zornice = Mühlbach herzuleiten. Bei dem Unwetter am 8. Juli 1927 wurde unser Gewässer zum Wildbach, der den Boden aufriss, sein Bett veränderte und eine hochgebirgsartige Mure, einen Steinstrom, nach der Müglitz bildete. Von der Quelle im Haberfeldwald an auf über 2 km Erstreckung bezeichnet der Bachlauf die Staatsgrenze.
Werte unserer Heimat, Die Geschichte von Fürstenau (Dr. Hermann Löscher), Festschrift anläßlich des 90 jährigen Bestehens des Kirchturmes Fürstenau (Pfarrer Siedel), diverse Zeitungsartikel und eigene Recherchen, e.t.c.